Die Oberpfalztour
Die In der Oberpfalz sind wir Zuhause  

Noten sind für mich Hieroglyphen -  der Musiker, der keine Noten lesen kann

Fußgängerzone Weiden. Samstag Vormittag, wir sind unterwegs um Bilder vom wöchentlichen Markttreiben zu machen. An einer Ecke steht ein Straßenmusiker, der mit seiner Gitarre und seinem Gesang bereits viele Passanten begeistert. Wir gesellen uns dazu und werden aufgrund der Kamera schnell von einem Mann Mitte 60 angesprochen, ob wir denn von der Zeitung sind. Wir stellen uns kurz vor und der Mann verrät uns, dass er Georg heißt und aus Altenstadt kommt. Am Samstag geht er immer mit seiner Frau auf den Markt und sie bummeln ein wenig. Wie Frauen halt so sind, braucht sie immer etwas länger und so kommt es, dass er nun alleine unterwegs ist. In einer Stunde treffen sie sich zum Kaffee wieder. Da er bereits seinen „Pflichtbesuch“ im Münzgeschäft absolviert hat, jede Woche geht er dort hin um zu stöbern, hat er nun Zeit uns von seiner Leidenschaft zu erzählen. Er ist nämlich auch Musiker, aber er kann keine Noten lesen. 

In der Schule war Georg immer „grottenschlecht“, sein Musiklehrer habe ihn oft vor die Türe gestellt. Denn mit seinem Gesang konnte er ebenso wenig punkten wie mit seiner Begabung, sich Noten zu merken. Ging einfach nicht, zumal Musik auch nicht unbedingt zu den essentiellen Fächern gehörte. Er war eher der Mathematiker, der Schreibtisch-Mensch. Deshalb ging er auch zum Finanzamt, erzählt Georg mit einem offenen Lachen. Er wisse sehr genau um die Meinung über Finanzamt - Angestellte. Er nimmt das Leben mit viel Humor, auch als er vor ca. 10 Jahren etwa auf einem Flohmarkt eine Mundharmonika geschenkt bekommt, konnte er herzhaft lachen. Seine Frau geht nämlich gerne auf Flohmärkte und bei einem Kauf, schenkte der Verkäufer ihm das Musikinstrument mit dem Worten „….damit Du a´was hoast“. Seine Frau, beladen mit unzähligen Flohmarkt-Funden, zog ihn dann auf dem Weg zum Auto immer wieder mit seiner Notenlegasthenie auf und neckte ihn ununterbrochen. „Dir werd´ ichs zeigen“ habe er damals zu ihr gesagt und sich vom Enkel erst mal Youtube erklären lassen. Dort findet man nämlich herrliche Lernvideos für Mundharmonika. 

Es folgten unzählige Lernstunden vor dem heimischen PC, seine Frau war irgendwann einfach nur noch genervt. Der Haussegen war einige male erheblich in Querlage geraten. Aber - das viele Proben und Üben habe sich letztlich ausgezahlt: am Hl. Abend konnte er vor der versammelten Familie tatsächlich fast fehlerfrei die „Stille Nacht“ spielen. Es ist seine Lieblingsgeschichte, erzählt uns Georg. Denn zum einen „hab i damit den alten Lehrer no oins ausgwischt und zum andern spiel i mittlerweile wirklich guad Mundharmonika“. Er hat mittlerweile gute 30 Stück zu Hause. Erst kauft man sich eine Zweite, dann die Dritte und irgendwann ist man Sammler. Aber mag nur die Alten. gerne auch welche vom Flohmarkt. Hier hat er nun auch noch eine Gitarre für einen Fünfer ergattert - die nächste Wette mit seiner Frau läuft. Im Frühjahr, zum ersten Familiengrillen wird beim Lagerfeuer Gitarre gespielt. Schafft er es bis dahin nicht, muss er heuer zum ersten Mal in seinem Leben nach Ägypten. Denn seiner Frau „….reicht der wöchentliche Ausflug zum Wochenmarkt nima, jetzt will die Frau auf unsere alten Doach a no die Pyramiden seh´n“ lacht er und sagt „Pfiadi“.